Donnerstag, Oktober 16, 2008

Farbenmeer, Kaffee und wenig Tiefe



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Ich esse Käsekuchen, ich trinke an abgestandenem Apfelsaft. 
Er schmeckt nach Wein, mir geht es schlecht.
Manchmal sagten wir uns, dass es wieder wird, dass ein Punkt in Wirklichkeit kein Punkt sein muss, dass es Seiten gibt, die vertauschbar sind. Seit ich Käsekuchen esse, ist alles anders. 
Wir sind Fremde wenn wir uns reden hören, wenn ich sage, dass es mir schlecht geht, nur damit du ein bisschen mitleiden kannst. Du tust es nicht. 
Du trinkst Prosecco, isst Kirschen und Streuselkuchen den ganzen Tag. Trotzdem wirst du nicht fett so wie ich, trotzdem sagst du immer wieder du weißt wie das ist. Ich sage wie ich denke und immer wieder nickst du, doch du würdest das nicht tun, wenn du tatsächlich wüsstest wie die Dinge sind. Ich esse, du redest, wir nicken und denken, wir sind die armen kleinen, aber wir beide wissen doch, mir geht es schlechter. Weil du das nicht zugeben kannst, erzählst du mir immer wieder dasselbe, solange bis ich denke, es wäre etwas neues Schlimmes. Schlimm. Irgendwann haben wir begonnen aufzuschreiben, was falsch läuft. Lange, zähe Worte haben wir verfasst, damit es schöner klingt, wie du gesagt hast, was es nicht tat.  Irgendwann warf ich einfach alles weg. Ich vergrub es tief in der blauen Tonne. Dafür hasst du mich.
Wenn ich Musik höre, dann macht es bei mir klick, wenn du sie hört, dann hörst du sie bloß.
Du sagst immer, du weiß wie es klickt, aber in Wirklichkeit hörst du doch nur ein Rauschen. 

Der Post hätte auch Regenpost Nummer 3 heißen können, ja. 
Scheiß Mathe, Scheiß Regen und so weiter. 
(Dafür ist der Text lustig, jedenfalls hat er Ambitionen dazu, oder vielleicht ist das auch bloß mein verdrehter Humor!)

Freitag, Oktober 03, 2008

Comes out that...


Feiertage haben den selben ätzenden Geschmack wie Sonntage, das Wetter nimmt langsam seine Herbstgestalt an, auf Regen folgt Sonne, auf Sonne schwarz und anders rum. 
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Manchmal passiert es, dass ich innerlich einen Kopfsprung vollziehe, nur um nichts sagen zu müssen. Es ist kalt, so kalt, dass ich denke, es hat noch wenig Sinn, weiter zu machen. „Schneewittchen“ rufst du und vielleicht sagst du auch „Hase“ oder „Trulla“ ich verstehe jedoch Schneewittchen. Ein Zimmer haben wir weiß gelassen, wegen mir und der Rest ist bunt und ein bisschen schäbig wenn man es von nah betrachtet. „Es ist schön.“ Sagst du. Ich nickte und schaue aus dem Fenster und sehe eine Frau mit roten Stiefeln und rotem Schirm durch die Gassen gehen. Du ziehst an meinem Rock und ich sage „mir ist kalt.“ Immer wenn ich das sage, wirst du wütend. Du denkst, mir ist kalt weil ich dich nicht liebe und ich denke, dass du mich nicht genug liebst. Auf die Idee, dass mir kalt ist, weil wir keine Heizung haben, kommst du nicht. Ich flüchte in die Küche und gieße mir einen Rest lauwarmen Kaffee in einen Pappbecher. Das Traumhaus, sagtest du immer. Das Traumhaus. Dass ich in eine Bruchbude ohne Heizung ziehen würde, hattest du mir verschwiegen. Auch das wir am Ende der Welt leben, weil du befürchtest hast, ich könne vielleicht gekiddnapt werden. Natürlich ist die Gegend hier, viel gefährlicher als die Stadt, aber dass brauch ich dir nun wirklich nicht zu erzählen. Wenn ich über den Boden laufe, macht der Teppich komische Krümmungen, so wie Wellen auf seichtem Wasser. Abends, wenn wir schlafen und du mir von unserm Traumhaus erzählst liegen wir eng und du fühlst mich zittern. Wir schlafen auf dem Wellenteppich, der so dreckig ist, dass es sich nicht mehr lohnt zu saugen, hätten wir denn überhaupt einen Staubsauber. „das Abendteuer ist groß“ hast du gesagt, als du mich rumgekriegt hast und endlich verstehe ich, was du damit gemeint hast. Den Schlafsack haben wir von meinen Eltern geliehen, an der Decke hängt ein Lampion, den du uns zur Einweihung geschenkt hast. „Schneewittchen..“ sagst du immer wieder und meine Wangen werden vor Kälte ganz rot. Wenn wir essen, dass heißt das, wir stehen und trinken Kaffee. Manchmal gibt es auch Trauben, wenn du von Markt kommst und Reste abgreifen konntest. Manchmal Brot und Tee, oder einmal gab es Suppe. Wir haben ja keinen Kühlschrank, bloß einen Wasserkocher. Wenn ich im weißen, leeren Zimmer sitze, wünschte ich Musik zu hören und den Boden vibrieren zu lassen. Den Wellenteppichboden. Ich lege mich dort in die Wellen und höre die Ratten unter mir flüstern und hoffe, dass du nach Hause kommst und dich mein Schneewittchen nennst. 

Aktueller Beitrag zum heutigen Partytag der Nachbarn. Rede fällt aus.