Mittwoch, Mai 23, 2007

Geister.

Hört:


Ich war gerade dabei den letzten Post zu updaten und war fröhlich am plaudern und erwähnte außerdem, dass sich vielleicht doch nicht alle gegen mich verschworen haben (mein Internet geht wie durch Geisterhand wieder, neue Festplatte, Pizza!) da stürzt genau in diesem Augenblick, mein Held hier mal wieder ab, so als wäre er tot; der Post natürlich fort.
Ist so was Schicksal? So was schlaucht mich.



*
Es gibt so etwas wie Sucht. Erzähltest du mir während einer großer Portion Vanille Eis. Aha, habe ich gesagt. Dass sage ich heute noch, wenn ich keine Antwort parat habe. Dann hast du mir eine Kippe gegeben und gesagt, dass es eh egal ist, was später kommt. Ich zog und hustete und du hast gelacht und fandest, dass ich ein wenig unsinnig geguckt habe. Warum auch immer, diesen Tag habe ich nicht vergessen. Du warst groß und schlank und hattest ein bisschen was von einem Helden. Nicht so, wie die die ich bisher kannte. Du warst ganz anders als Super- oder Spiderman, hattest mehr was von Robert Redford in jüngsten Jahren und ein bisschen was von einem verruchten Tatort Kommissar steckte auch in dir. Du warst wild und trotzdem zuckersüß. Als ich dich das erste mal sah, standest du in einer Reihe von Arbeitslosen. Ich glaube du hast ihnen Kippen geschenkt, so wie mir. Du verteiltest sie gerne. Vielleicht warst du in Wirklichkeit ein beauftragter der Tabakindustrie, wer weiß das schon. Dein Haar war kraus, aber nicht lockig und einmal machten wir Fotos in einem der Fotokästen um die Ecke und ich hatte dir die Haar bis auf 3cm kurz geraspelt, weil du vorhattest auf die Beerdigung deines Großonkels zu gehen. Du hält meine Hand auf dem Foto und ich lächele und wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich geglaubt, wir hätten heiraten können. Las Vegas oder so. Vielleicht hätte ich einen Ring aus dem Kaugummiautomaten getragen und du hättest einen Zylinder auf deinem Kopf gehabt und hättest mit deinem Bein gewippt, während eine von deinen Rockkassetten gelaufen wäre. Vielleicht hätten wir auch auswandern können. Nach Kuba oder Makedonien, es hätte wohl keine Rolle gespielt. Du trugst meistens ein Hemd, das du oben drei Knöpfe offen hattest und wenn du dich gebückt hast, sehr tief, konnte ich dir bis zum Bauchnabel gucken. Die Ärmel waren hoch gekrempelt bis zum Ellbogen und manchmal trugst du eine Brille ohne Gläser, einfach so zum Spaß. Jemand, der dich nicht wirklich kannte, hätte dich mit Sicherheit einen Künstler genannt, aber in Wahrheit konntest du gerade mal Strichmännchen zeichnen und Papierflieger bastelt. Manchmal hast du welche in tiefe Seen im Urlaub getunkt und laut gelacht und manchmal hast du sie danach über den Wolken fliegen sehen, hast du mir immer erzählt. Generell hast du immer viel zu erzählen gehabt. Auch wenn du nur da lagst und mich ansahst, hast du geredet und geredet und wenn du noch getrunken hattest lachtest du immer und man konnte dich kaum zum schweigen bringen. Einmal hast du gesagt, dass du mich liebst. Das war oben auf den Dächern und du wärst beinahe herunter gesprungen, hätte ich nicht einen Niesanfall bekommen und dich am Hosenzipfel fest gehalten, so lange bis du erschöpft nachgabst. Ich glaube, dass war das einzigste mal, an dem du nachgabst. Wahrscheinlich waren deine Kippen leer oder du hattest sie zuerst vom Dach geworfen. Wie ich das überlebt habe ist mir ein Rätsel. Ich habe noch nicht ein mal geraucht. Ich habe klar gesehen und bin nicht ins Leere gehüpft, wie du manchmal. Wie gesagt, du warst der Held. Der Überflieger und Abstürzer. Irgendwann bist du tauchen gegangen. So hast du es mir gesagt. Ich gehe tauchen, hast du geschrieben. Mit deiner krackligen Schrift und selbst das weiße Blatt roch nach dir und deinen verschwitzen Händen. Dann warst du weg und ich habe lange nachgedacht. Es gab keinen See, geschweige den ein Meer irgendwo. Gesucht habe ich dich überall. Auf den Dächern und hinterm Kühlschrank. Ich hatte Angst um deine Gedanken, die schnell mal fort fliegen konnten. Schlussendlich lagst du im Tümpel der Nachbarn. Kopfüber stecktest du im Sumpf, als sie dich fanden. Verrückt, habe ich gedacht. Verrückt ist okay, hattest du immer gesagt, solange du nicht fällst und dann hast du dir eine Kippe angesteckt und geguckt als hättest du gerade einen Mord aufgeklärt.

Killerpost (und Blick mit schiefen Zähnen) . Mein Offizieller (und einziger).
Guten Abend.


Freitag, Mai 04, 2007

about the dessert.

Jedesmal überlege ich mir tolle, aufregende Dinge, die ich hier erzählen und hübsch verpacken könnte. Dann wenn ich mal wirklich Zeit habe, habe ich alles wieder vergessen. Dann mühe ich mich ab, wenigstens ein bisschen mit Wörten zu glänzen, anstatt große Lebensgeschichten zu präsentieren. Diese Woche hatte ich mir wirklich vorgenomme ein bisschen über mein Leben zu plaudern, aber schlussendlich bin ich zum Schluss gekommen, dass es dann noch eher langweilend ist, wahlos zu erzählen wie ich mir die Füsse blutig lief oder mich ein bisschen ins Theater einmischte, die Nacht heulend vor dem Fernseher verabrachte, diverse Klausuren in den Sand setzte, mit roten Skibrillen durch den Garten sprang und meine Schlüssel fort schmiss. Eben. Statdessen bekommt ihr, dass was ihr wirklich verdient, nämlich ein wenig Regen.

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Einmal Regen ( alte Deutschhausaufgabe: Wiese, Tag, Regen, Meer, Linde, Veilchen)

Sie liefen barfuss über die Wiese, im Regen, ohne einen Schirm, ohne Jacke, ohne etwas , was sie davon abhalten könnte frei zu sein. Sie liefen über tausend Veilchen, über tausend Erinnerungen und wussten das es morgen nicht mehr so sein würde, nicht so wie heute jedenfalls, nicht so wie sie sich das eigentlich vorgestellt hatten. Eigentlich. Tage vergingen nun mal, Jahre verschwanden einfach so. Später einmal würden sie einmal wieder kommen, vielleicht. Vielleicht würden sie dann unter der Linde sitzen, vielleicht zusammen, vielleicht würden sie auch irgendwann das Meer riechen, den Regen fühlen und sich erinnern, das sie einmal frei waren.

Leider fehlt mir immer noch der Regenimitator. Den bräuchte ich wirklich dringend.

Das Lied weil es jetzt muss.Hoch und laut. Warum auch immer.