Donnerstag, September 27, 2007

schwarz&weiß

Jaja

Sie hielt die Hände an ihren Hüften, feste und so das man ihre Haut gespannt sah. Sie lächelte, aber das Lächeln hatte nichts von einem Lächeln, das echt war. Es war steif und hart und in ihren Mundwinkeln hatten sich bereits Risse gebildet. Ihr Haar war lang und glatt und so, als hätte sie es gebügelt, heute morgen. Ich hatte sie heute zum ersten Mal gesehen, auch wenn man mir sagte, dass sie schon länger vorbei kam. Sie sah nicht so aus wie die anderen, sie wirke nicht so schwach und labil und sie glänzte, wenn man ihre Haut sah und ihre rosigen Wangenknochen betrachtete. Sie hätte auch eine Reporterin sein können, sie hatte ein bisschen was von einer strengen Journalisten, oder einer Schauspielerin, die ihren Job zu Ernst nahm. Vielleicht war sie auch Anwältin, jedenfalls war sie schlank und ihre Augen waren fast weiß. Ich hatte noch nie so weiße Augen gesehen. Nicht solche, die einen anstarren und einfach keinen Ausdruck zeigen. Sie lachte, ihre Augen sahen, als ob sie weinte und wenn sie redete bewegten sie sich kaum. Ich weiß nicht mehr, was sie anhatte, aber ich sah ihre Beine, an denen zwei blaue Flecken am Knie waren. Vielleicht war sie gefallen, betrunken auf den Knien gerutscht, so wie wir das alle machten. Sie lachte und ich hielt ihre Hand. Das machte man so. Verbindungen schaffen, Leiden verringern. Hände halten und etwas Schmerz abnehmen. Sie weinte nie, nur ihre Augen taten das, sie weinten ohne eine Träne zu vergießen. „Ich komme aus Afrika.“ Hat sie gesagt. Keiner hatte ihr das geglaubt. Ihr Teint war blass und ebenmäßig, ihre Stimme klar und perfekt. In Afrika lebten nur arme, schwarze Neger, hatte jemand gegrölt und sie hatte gelächelt. Ja, hatte sie gesagt, ja. Mir hatte sie in die Augen gesehen. Ja, ja, ja. Das waren jedes Mal Schläge, die höllisch schmerzten, ich hatte mein Gesicht verzogen. „Hör auf!“, habe ich gerufen und sie sagte ja, ja, ja und sie hat gelächelt und ihre Augen hatten einen milchigen Schleier. Alle hatten ein wenig Angst vor ihr. Wir haben den Mund gehalten, den restlichen Tag. Die nächsten Treffen, kam sie nicht. Viel später, Ende September kam sie in braunen Stiefeln. „Ich komme aus Russland.“ Hatte sie gemeint und ich habe gelacht und gemeint, dass nur Nutten mit schwarzen Haaren aus Russland kämen und dann hatte sie ja gesagt. Ja, ja, ja. Ich hielt mir die Ohren. Ja, ja, ja. Und es klang wie eine Geige, auf der man nicht spielen kann, weil sie verstimmt ist. Ja, ja, ja. Den nächsten Tag kam sie aus Indien und hatte einen chinesischen Onkel. Wir haben ihr erzählt, dass sie kein Schlitzaugen Monster wäre, erst recht keine indische Sklavin und sie hatte genickt. Ja, hatte sie gesagt ja, ja, ja. Ich Augen waren so hell wie der Himmel. Wolkenlos und grau und ihre Stimme war Porzellan. Das letzte Mal kam sie an einem Mittwoch. Sie trug ihre Haare zu einem Zopf und einen dunkeln Pullover und zum ersten Mal sah ich, dass sie Schmuck trug. Zwei dunkle Steine hingen an ihren Ohren und sie baumelten wenn sie sich bewegte. Sie brachte mir ein Bild mit, sie gab es mir in die hand und ich sah ein Mädchen, mit goldenem langem Haar. Sie trug einen schwarzen Pullover und hatte weiße Augen. „Ich komme nirgendwo her.“ Hat sie gesagt und mich auf die Wange geküsst. Das glaube ich nicht, sagte ich und schüttelte mit meinem Kopf hin und her und hörte nicht mehr auf. Ja, sagte sie. Ja, ja, ja. Und ich guckte auf das Mädchen in meiner Hand und guckte auf die Risse in ihren Wangen. Das macht nichts, flüsterte ich. „ich gehe jetzt...“ hat sie gesagt und sie strich sie über ihre Taille. Wohin, habe ich gefragt. „Na dahin wo ich herkomme.“ Wo kommst du her, habe ich gefragt. „Nach Afrika“ und dann sah ich in ihre Augen, sie waren so weiß, wie Schnee und sie lächelte und ich sagte ja, ja, ja, ja und hätte es ihr beinnahe geglaubt.

eins der schönsten Lieder, seid es Lieder gibt.

Ich esse viele, viele Schokomuffinstörtchen mit chilli, sehe ins graue Grau hinaus und werde vielleicht später noch dem Ratschlag meiner Mutter nachkommen, mir Strandias an meine Wände zu projektzieren. Die Frage ist bloß, ob es wirklich ratsam ist und ob es nicht das beleidigte Grau draußen fördert? Tja... Ich esse indens (existiert dieses Wort zufälligerweise?) weiter.
Nebenbei bemitleide ich Tina, natürlich. [ein bisschen aber auch mich selbst.]

à bientôt